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Fischöl gilt seit Jahrzehnten als natürliche Quelle wertvoller Omega-3-Fettsäuren und wird millionenfach als Nahrungsergänzungsmittel konsumiert. Während die Substanz durchaus positive Eigenschaften für den menschlichen Körper aufweist, zeigen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse ein differenzierteres Bild als die oft beworbenen Wunderwirkungen vermuten lassen. Gleichzeitig rücken ökologische Aspekte der Fischölproduktion verstärkt in den Fokus der Diskussion.
Fischöl enthält hauptsächlich die beiden langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure). Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren gelten als essentiell, da der menschliche Körper sie nicht selbst herstellen kann. Die Fettsäuren entstehen ursprünglich in Mikroalgen und reichern sich über die Nahrungskette in fettreichen Meeresfischen an.
Die wichtigsten natürlichen Quellen sind kleine Fischarten wie Sardellen, Sardinen, Makrelen und Heringe, die traditionell für die Fischölgewinnung verwendet werden. Ein Esslöffel hochwertigen Fischöls kann bis zu 2.000 mg Omega-3-Fettsäuren liefern, wobei das optimale Verhältnis von EPA zu DHA bei etwa 2:1 liegt.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bestätigt verschiedene positive Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren. Eine tägliche Aufnahme von 250 mg DHA und EPA trägt zur Aufrechterhaltung einer normalen Herzfunktion bei. Höhere Dosierungen von 2.000 mg täglich können zur Normalisierung der Blutfettwerte beitragen.
Studien zeigen entzündungshemmende Eigenschaften, allerdings erst bei sehr hohen Konzentrationen von bis zu 600 mg täglich. Die Forschung deutet auf positive Effekte für das Herz-Kreislauf-System hin, wobei eine ausreichende Aufnahme von mindestens 300 mg das Risiko für entsprechende Erkrankungen senken kann.
Bei der Wirkung auf kognitive Funktionen ist die Datenlage weniger eindeutig. Während DHA wichtig für die Gehirnentwicklung ist, konnten präventive Effekte gegen Demenz bisher nicht schlüssig nachgewiesen werden.
Ein bedeutsamer Aspekt, der erst in jüngster Zeit verstärkt untersucht wurde, ist das erhöhte Risiko für Vorhofflimmern. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnte 2023 in einem Rote-Hand-Brief vor einem dosisabhängig erhöhten Risiko dieser Herzrhythmusstörung bei Personen mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen.
Bei sehr hohen Dosen von 3.000 bis 4.000 mg EPA und DHA täglich steigt das Risiko für neu auftretendes Vorhofflimmern um etwa 49 Prozent. Das bedeutet konkret: Erkranken normalerweise 3 von 100 Personen an dieser Störung, sind es bei hochdosierter Einnahme 4,5 Personen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen umfassen Übelkeit, Durchfall, fischiges Aufstoßen und eine erhöhte Blutungsneigung. Personen, die bereits Blutverdünner einnehmen, sollten Fischölpräparate nur nach ärztlicher Rücksprache verwenden.
Der deutsche Markt für Omega-3-Präparate ist stark umkämpft. Produkte unterscheiden sich erheblich in Dosierung, Preis und Qualität. Während einfache Kapseln mit 500 mg Fischöl bereits ab 10 Euro erhältlich sind, kosten hochdosierte flüssige Präparate mit 5.400 mg Omega-3-Fettsäuren pro Portion über 50 Euro.
Die Stiftung Warentest untersuchte 2020 insgesamt 20 Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren und kam zu dem Schluss, dass die beworbenen gesundheitlichen Vorteile wissenschaftlich nicht ausreichend belegt sind. Besonders kritisiert wurde, dass viele Produkte ähnlich hohe Konzentrationen wie zugelassene Arzneimittel enthalten, ohne entsprechende Sicherheitsprüfungen durchlaufen zu haben.
Die Herstellung von Fischöl steht zunehmend in der Kritik bezüglich ihrer Umweltauswirkungen. Jährlich werden etwa 14 Millionen Tonnen Wildfischfang für die Produktion von einer Million Tonnen Fischöl verwendet. Dies entspricht etwa 20 Prozent des weltweiten Fischfangs.
Kleine Fischarten wie Sardellen und Heringe, die hauptsächlich für die Fischölproduktion gefangen werden, stehen am unteren Ende der marinen Nahrungskette. Ihre Überfischung hat gravierende Auswirkungen auf das gesamte Meeresökosystem, da sie die Nahrungsgrundlage für größere Fische, Meeressäuger und Seevögel bilden.
Etwa ein Drittel der weltweiten Fischbestände gilt als überfischt, mehr als die Hälfte als maximal genutzt. Gütesiegel wie MSC (Marine Stewardship Council) oder Friend of the Sea sollen nachhaltige Fischerei garantieren, werden aber nicht flächendeckend eingesetzt.
Als umweltfreundliche Alternative hat sich Algenöl etabliert. Da Fische ihre Omega-3-Fettsäuren ursprünglich durch den Verzehr von Algen erhalten, bietet direktes Algenöl eine nachhaltige Quelle für EPA und DHA. Die Produktion erfolgt in kontrollierten Umgebungen ohne Belastung der Meeresökosysteme.
Algenöl ist besonders für Veganer und Vegetarier geeignet, kostet allerdings etwa 30 Euro pro 100 Milliliter und damit deutlich mehr als herkömmliches Fischöl. Die Konzentration der wirksamen Fettsäuren ist oft geringer als bei Fischölprodukten.
Pflanzliche Öle wie Leinöl, Walnussöl oder Rapsöl enthalten Alpha-Linolensäure (ALA), eine Vorstufe der langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die Umwandlungsrate im menschlichen Körper ist jedoch gering, weshalb diese Öle allein nicht ausreichen, um den Bedarf an EPA und DHA zu decken.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt primär den regelmäßigen Verzehr von fettreichem Seefisch wie Lachs, Makrele oder Hering zur Deckung des Omega-3-Bedarfs. Ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche können den Bedarf gesunder Erwachsener abdecken.
Nahrungsergänzungsmittel sind für gesunde Personen, die sich ausgewogen ernähren, in der Regel nicht notwendig. Ausnahmen bilden strikt vegetarische oder vegane Ernährungsweisen, bei denen eine Supplementierung mit Algenöl oder nach ärztlicher Beratung mit Fischöl sinnvoll sein kann.
Bei der Auswahl von Fischölpräparaten sollten Verbraucher auf Nachhaltigkeitssiegel, laborgeprüfte Qualität und angemessene Dosierungen achten. Die tägliche Gesamtaufnahme von 5.000 mg EPA und DHA sollte nicht überschritten werden.
Personen mit Herzerkrankungen oder entsprechenden Risikofaktoren sollten hochdosierte Omega-3-Präparate nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen, um das Risiko für Vorhofflimmern zu minimieren.
Was denkst du über Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel? Teile deine Erfahrungen und Meinungen mit der ZENTRALE Community und lass uns gemeinsam diskutieren, welche Rolle Omega-3-Fettsäuren in einer ausgewogenen Ernährung spielen sollten.
Weiterführende Informationen: