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In den Weiten des Internets und sozialer Medien wird ein Molekül heiß diskutiert: GABA - Gamma-Aminobuttersäure. Als wichtigster hemmender Neurotransmitter im menschlichen Gehirn verspricht es Entspannung, besseren Schlaf und weniger Angst. Doch während Millionen Menschen weltweit GABA-Nahrungsergänzungsmittel konsumieren, tobt in der Wissenschaft eine fundamentale Debatte: Kann oral eingenommenes GABA überhaupt die Blut-Hirn-Schranke passieren? Die Antwort auf diese Frage entscheidet über Wirksamkeit oder Wirkungslosigkeit einer milliardenschweren Supplement-Industrie.
Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ist weit mehr als nur ein weiterer Neurotransmitter. Mit einem Anteil von etwa 30 Prozent ist GABA der am häufigsten vorkommende Neurotransmitter im menschlichen Gehirn. Als inhibitorischer Botenstoff wirkt GABA wie ein Verkehrsregler im Nervensystem und sorgt dafür, dass die Signalflut in geordneten Bahnen bleibt.
Die Hauptfunktion von GABA besteht in der Ausübung einer inhibitorischen, also hemmenden Wirkung. Damit spielt GABA eine zentrale Rolle bei der Regulation der neuronalen Erregbarkeit und sorgt dafür, dass das Gleichgewicht zwischen Erregung und Hemmung im Gehirn aufrechterhalten wird.
GABA hat einen wichtigen Gegenspieler: den Neurotransmitter Glutamat. Dieser wirkt erregend, fördert also die Weitergabe von Nervenimpulsen. Damit der Datenstrom im Gehirn in geregelten Bahnen verläuft, müssen GABA und Glutamat in einem genau austarierten Gleichgewicht stehen.
Hemmende Neurotransmitter sind für den Körper lebenswichtig: Gibt es zu wenig davon, dann beginnen Nervenzellen im Gehirn unkontrolliert zu feuern. Alles was im Gehirn passiert, ist ein genau abgestimmtes Ping-Pong-Spiel zwischen Erregung und Bremsung. Hemmende Einflüsse müssen vielleicht sogar überwiegen, da sie vor einer übermäßigen Aktivität der Nervenzellen schützen.
GABA ist ein biogenes Amin, das im Körper aus der Glutaminsäure synthetisiert wird. Dieser Prozess erfolgt durch das Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD), das vor allem in der Bauchspeicheldrüse und im Gehirn aktiv ist. Das Enzym benötigt Vitamin B6 als Kofaktor.
Paradoxerweise werden beide, GABA und Glutamat, aus derselben Aminosäurevorstufe gebildet. Glutamin wird durch Glutamat-Synthase zu Glutamat oxidiert, das in GABA-ergen Neuronen durch GAD zu GABA umgewandelt wird. GABA kann nicht direkt aus Glutamin synthetisiert werden.
Der Name "Gamma-Aminobuttersäure" leitet sich von der chemischen Struktur ab: Die Aminogruppe befindet sich am dritten Kohlenstoffatom (der sogenannten Gamma-Position) hinter dem Carboxyl-Kohlenstoffatom. Die chemische Summenformel von GABA lautet C₄H₉NO₂ mit einer molaren Masse von 103,12 g/mol.
Es handelt sich dabei um eine nicht-proteinogene Aminosäure, das heißt, sie wird nicht für den Aufbau von Proteinen verwendet. Auffällig ist die kurze Halbwertszeit von GABA, was bedeutet, dass es im Körper schnell abgebaut oder recycelt wird.
Die zentrale Frage der GABA-Forschung lautet: Kann oral eingenommenes GABA die Blut-Hirn-Schranke überwinden? Forscher sind sich in dieser Frage seit Jahrzehnten nicht einig. Eine Forschungsgruppe aus Deutschland und den Niederlanden hat die Ergebnisse verschiedener Studien der vergangenen Jahrzehnte zu diesem Thema zusammengefasst und kritisch bewertet.
Erste Tierstudien in den 1950er Jahren deuteten darauf hin, dass GABA die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Dieses Ergebnis wurde seitdem von mehreren Forschungsgruppen bestätigt. Jedoch haben auch eine Reihe von Studien berichtet, dass GABA diese Barriere überwinden kann, wenn auch in niedrigen Konzentrationen.
Ein möglicher Grund für diese widersprüchlichen Ergebnisse liegt in der verwendeten chemischen Verbindung. Die Unterschiede können auch darauf zurückgeführt werden, ob GABA oral oder durch Injektion verabreicht wurde. In der Vergangenheit scheiterten Untersuchungen am Menschen aufgrund fehlender Technologie und der verwendeten Bildgebungsverfahren zur Darstellung des GABA-Spiegels im Gehirn.
Neuere Studien zeigen, dass ein aktives GABA-Transportsystem in der Blut-Hirn-Schranke existiert und dass GABA in kleinen Mengen das Gehirn erreichen kann. Mit den neuen Methoden der Magnetresonanzspektroskopie (MRS) könnte sich dies in naher Zukunft ändern.
Da die zentrale Wirkung von GABA umstritten ist, diskutieren Wissenschaftler alternative Mechanismen:
Darm-Hirn-Achse: Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Wirkung der oralen GABA-Einnahme über das enterische Nervensystem und den Vagusnerv manifestiert - ein Nerv, der Informationen über den Zustand der Organe an das zentrale Nervensystem weiterleitet.
Intestinale Wirkung: Als möglicher Wirkungsmechanismus wird ein Einfluss auf das parasympathische bzw. enterale Nervensystem im Darm diskutiert. GABA ist nicht nur im Gehirn zu finden, sondern auch im gesamten Magen-Darm-Trakt.
Trotz der kontroversen Diskussion um die Blut-Hirn-Schranke zeigen mehrere Studien positive Effekte von GABA-Supplementation. GABA kann laut wissenschaftlichen Studien Stresssymptome lindern und beim Einschlafen helfen.
Die Mengen an GABA, die eine positive schlaffördernde Wirkung haben, liegen zwischen 100 und 300 mg pro Tag. Forschungsergebnisse legen nahe, dass biosynthetisches GABA in Nahrungsergänzungsmitteln weniger wirksam ist als GABA in der Nahrung.
Einzeldosen haben sich in Studien nicht als wirksam erwiesen. GABA kann eine günstige Wirkung auf die Beschleunigung des Einschlafens haben; damit die Wirkung sichtbar wird, sollte es 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen über einen längeren Zeitraum von mindestens ein paar Tagen eingenommen werden.
Zur Förderung des Schlafes, bei Stress und Angstzuständen werden in wissenschaftlichen Studien 100-200 mg und mehr verwendet. Die individuelle Dosis und Dauer der Einnahme variiert von Person zu Person.
Eine Studie ergab, dass die Einnahme von GABA-Nahrungsergänzungsmitteln die Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken signifikant reduzieren kann. Eine andere Studie zeigte jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen GABA-Nahrungsergänzungsmitteln und Placebo. Es ist wichtig zu beachten, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die Wirksamkeit endgültig zu bestätigen.
Sehr niedrige GABA-Konzentrationen werden bei gravierenden Störungen des Neurotransmitter-Netzwerks, Hochdruck, chronischen Schmerzen, irritablem Kolon, prämenstruellem Syndrom, Depressionen, Epilepsie oder Schizophrenie gefunden.
Komplikationen des GABA-Mangels sind:
Mit zunehmendem Alter sinkt der GABA-Spiegel im Gehirn, was zu weniger Aktivität führt. Dies ist ein natürlicher Prozess, der erklären könnte, warum Menschen oft schlechter schlafen, wenn sie älter werden. Mit zunehmendem Alter produziert der Körper weniger GABA.
GABA ist von Natur aus in geringen Mengen in einigen Lebensmitteln enthalten. Dazu gehören laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zum Beispiel fermentierte Produkte wie Kimchi, Miso und Tempeh, pflanzliche Nahrungsmittel wie Tomaten, Keimlinge, Spinat, Brokkoli, Kohl, Blumenkohl, Rosenkohl, Süßkartoffeln sowie grüner, schwarzer und Oolong-Tee.
Eine weiter gehende Theorie bringt GABA auch bei den positiven Effekten probiotischer Bakterien in der Darmflora ins Spiel. So können Bakterien der Gattung Lactobacillus und Bifidobacterium die Konzentration von Gamma-Aminobuttersäure im Darm erhöhen.
Bedeutende GABA-Enhancer sind die intracerebral synthetisierten oder über die Blut-Hirnschranke importierten Pregnan-Steroide. Der schlaffördernde und sedierende Effekt von oralem Progesteron beruht maßgeblich auf seiner GABA-A-Rezeptoraffinität.
Weitere GABA-Mimetika sind:
Diese greifen ebenfalls am GABA-Rezeptor an und verstärken die GABA-Wirkung.
Da GABA selbst die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann, werden lipophile GABA-Derivate wie Gabapentin, Pregabalin etc. in der Medizin eingesetzt. Diese Medikamente können die Blut-Hirn-Schranke passieren, binden an die GABA-Rezeptoren und aktivieren diese.
Benzodiazepine und Barbiturate wirken akzessorisch über den sogenannten GABA-A-Rezeptor und verstärken die GABA-Wirkung. Vor allem die angstlösende Wirkung von GABA wird klinisch genutzt.
Begrenzte zentrale Effekte durch GABA selbst können mit einem modifizierten, sublingualen Präparat erreicht werden, das über die Mundschleimhaut "auf Nebenwegen" ins Gehirn gelangen kann. Es ist aufgrund seiner schnellen, innerhalb von Minuten einsetzenden Wirkung für die Sofortbehandlung von Angstzuständen geeignet.
Besondere Bedeutung für die Wirksamkeit von GABA hat der Neurotransmitter Serotonin, der die GABA-Synthese stimuliert und die GABA-Rezeptoraffinität erhöht. Bei Serotoninmangel ist auch die Wirksamkeit von GABA eingeschränkt.
Therapeutische Kombinationen umfassen:
Normalerweise ist GABA (oral) gut verträglich. Leichte Nebenwirkungen wurden gemeldet, einschließlich Magenverstimmung, Übelkeit, vermindertem Appetit, Verstopfung, leichtem Brennen im Hals, Müdigkeit und Muskelschwäche.
Es gibt keine wissenschaftlichen Informationen zur Langzeitanwendung (mehr als 12 Wochen) in hohen Dosierungen. Die Anwendung hoher Konzentrationen (5-10 Gramm) kann die endokrine Funktion des Pankreas beeinflussen.
Es wird davon abgeraten, GABA-Präparate während der Schwangerschaft und Stillzeit zu verwenden. Besondere Vorsicht ist bei allen Wirkstoffen geboten, die auf das GABAerge System einwirken, wie Benzodiazepine, Barbiturate, Antidepressiva, Alkohol und GABA-angereicherte Lebensmittel.
GABA kann den Blutdruck senken und in Kombination mit blutdrucksenkenden Medikamenten das Risiko für einen niedrigen Blutdruck erhöhen. Auch andere Interaktionen sind möglich.
Phenibut (β-Phenyl-γ-aminobuttersäure) ist ein Analogon des Neurotransmitters GABA und hemmt, wie Gabapentin und Pregabalin, α2-δ-Subeinheiten von spannungsabhängigen präsynaptischen Kalzium-Kanälen. In Deutschland ist der Umgang mit Phenibut illegal.
Das Phenibut-Toxidrom ist ähnlich dem der Gabapentinoide und der GABA-Mimetika: Benzodiazepin-ähnliche Entzugssyndrome, inklusive epileptischer Anfälle, Delirien und paradoxer Aktivierungen, sind bekannt, ebenso Missbrauchs- und Abhängigkeitsfälle.
Für die GABA-Synthese benötigt der Körper bestimmte Kofaktoren:
Bei einem Mangel an einem oder mehreren dieser wichtigen Nährstoffe kann der Körper nicht genügend GABA bilden.
Weitere Möglichkeiten zur Steigerung des GABA-Spiegels:
Synergistische Supplements:
Mit den neuen Methoden der Magnetresonanzspektroskopie (MRS) könnte sich die Forschung zur Blut-Hirn-Schranken-Passage in naher Zukunft ändern. In der Vergangenheit scheiterten Untersuchungen am Menschen aufgrund fehlender Technologie.
Die Darm-Hirn-Achse rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. GABA-produzierende Bakterien im Darm könnten über den Vagusnerv direkten Einfluss auf das zentrale Nervensystem haben, ohne dass GABA selbst die Blut-Hirn-Schranke passieren muss.
Individuelle Unterschiede in der GABA-Verträglichkeit und -Wirksamkeit deuten auf genetische Faktoren hin. Zukünftige Forschung könnte personalisierte Ansätze zur GABA-Supplementation entwickeln.
GABA bleibt eines der faszinierendsten und kontroversesten Moleküle der Neurowissenschaft. Während seine Bedeutung als inhibitorischer Neurotransmitter unbestritten ist, spaltet die Frage nach der Wirksamkeit oraler Supplementation weiterhin die Wissenschaftsgemeinde. Die wachsende Zahl positiver Erfahrungsberichte von Anwendern steht den skeptischen Einschätzungen vieler Forscher gegenüber.
Möglicherweise liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen: GABA könnte über alternative Mechanismen wie die Darm-Hirn-Achse wirken, auch wenn es die klassische Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet. Für Millionen von Menschen, die unter Stress, Angst und Schlafproblemen leiden, bleibt GABA ein hoffnungsvoller Ansatz - unabhängig davon, ob die Wissenschaft alle Wirkmechanismen bereits entschlüsselt hat.
Die ZENTRALE Community ist gefragt: Habt ihr Erfahrungen mit GABA-Supplementation gemacht? Welche Wirkungen konntet ihr bei Stress, Schlaf oder Angst beobachten? Teilt eure Erlebnisse und helft anderen bei der Entscheidung, ob GABA für sie geeignet sein könnte!