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Gesundheit - Ernährung - Vorsorge - Versicherung
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Die Zahl der in Deutschland arbeitenden Rentnerinnen und Rentner hat einen historischen Höchststand erreicht. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts und mehrere Medienberichte zeigen, dass immer mehr Menschen über das reguläre Rentenalter hinaus einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Die Entwicklung löst eine gesellschaftliche und politische Debatte über Ursachen, Motive und die Zukunft der Altersvorsorge aus.
Im Jahr 2024 waren in Deutschland über 1,1 Millionen Menschen im Alter ab 67 Jahren noch berufstätig – ein Rekordwert und eine Vervierfachung gegenüber 2004, als es nur 288.000 waren. Die Gesamtzahl der Rentnerinnen und Rentner stieg im selben Zeitraum lediglich von 19,6 auf 21,4 Millionen. Dieser Trend ist seit Jahren zu beobachten und wurde durch aktuelle Anfragen an das Statistische Bundesamt bestätigt.
Die Gründe, warum Rentnerinnen und Rentner weiterhin arbeiten, sind vielfältig. Ein erheblicher Teil ist aus finanziellen Gründen auf ein Zusatzeinkommen angewiesen, da die gesetzlichen Renten häufig nicht ausreichen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Besonders betroffen sind Personen mit niedrigen Bezügen, die ihre Rente durch Minijobs oder Teilzeitbeschäftigungen aufbessern. Nach aktuellen Zahlen sind etwa 888.000 der erwerbstätigen Rentner geringfügig beschäftigt.
Daneben spielen auch soziale und persönliche Motive eine Rolle: Viele Seniorinnen und Senioren möchten weiterhin aktiv bleiben, soziale Kontakte pflegen oder einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen. Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegen, dass nicht alle aus rein finanziellen Gründen weiterarbeiten.
Die Entwicklung hat eine breite politische Debatte ausgelöst. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann forderte jüngst, mehr Rentner sollten arbeiten, um den Wohlstand zu sichern. Diese Äußerung stieß auf scharfe Kritik, unter anderem von Sahra Wagenknecht (BSW), die darauf verwies, dass heute bereits so viele Rentner wie nie zuvor arbeiten und viele dazu gezwungen seien, ihre niedrigen Renten aufzustocken. Die Linke und andere Parteien fordern eine Reform des Rentensystems, etwa nach österreichischem Vorbild, um Altersarmut zu verhindern.
Die Mehrheit der arbeitenden Rentner ist in Minijobs tätig, nur ein kleinerer Teil arbeitet sozialversicherungspflichtig. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung sind etwa 53 Prozent der arbeitenden Rentner Männer. Die Zahl der über 67-Jährigen in Beschäftigung steigt kontinuierlich, wobei die Zunahme sowohl auf demografische Veränderungen als auch auf die wirtschaftliche Lage zurückzuführen ist.
Die steigende Zahl arbeitender Rentner wirft Fragen nach der Zukunft der Altersvorsorge und der sozialen Sicherheit auf. Während die Politik über Anreize für längeres Arbeiten und steuerfreie Hinzuverdienste diskutiert, fordern Sozialverbände und Gewerkschaften Maßnahmen gegen Altersarmut und eine Stärkung der gesetzlichen Rente. Die Entwicklung zeigt, dass die Erwerbsbeteiligung im Alter längst zur Normalität geworden ist – mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft.
Wie bewertet die ZENTRALE Community die steigende Erwerbstätigkeit im Rentenalter? Welche Erfahrungen und Perspektiven gibt es zu Arbeit und Rente in Deutschland?