PKV-Verband warnt vor Kostenlawine in der GKV

Die Diskussion um die langfristige Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) spitzt sich weiter zu. Während eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission erst bis Frühjahr 2027 Vorschläge zur Stabilisierung des Systems vorlegen soll, warnen Experten und der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) schon jetzt vor massiven finanziellen Belastungen für Versicherte und Arbeitgeber.

KKZ-Überblick

  • Experten erwarten in den kommenden zwei Jahren jährliche Beitragssatzerhöhungen um 0,2 bis 0,6 Prozentpunkte.

  • Beschäftigte mit Durchschnittseinkommen müssen je nach Szenario mit bis zu 794 Euro Mehrbelastung pro Jahr rechnen, Gutverdiener sogar mit über 1.000 Euro.

  • Die steigenden Sozialbeiträge gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

  • Studien zeigen: Pro Beitragssatzpunkt könnten jährlich 50.000 bis 100.000 Arbeitsplätze weniger entstehen.

Expertenprognosen: Spürbare Beitragserhöhungen drohen

Führende Gesundheitsökonomen rechnen ohne grundlegende Reformen mit deutlichen Beitragserhöhungen in der GKV. So prognostiziert Prof. Jürgen Wasem einen jährlichen Anstieg des Beitragssatzes um etwa 0,2 Prozentpunkte in den nächsten zwei Jahren. Noch drastischer fällt die Einschätzung von Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, aus: Er hält für das kommende Jahr einen Anstieg von 0,3 bis 0,5 Prozentpunkten für wahrscheinlich, im Extremfall sogar um 0,6 Prozentpunkte.

Konkrete Mehrbelastung für Versicherte

Die finanziellen Auswirkungen für die Versicherten sind erheblich. Bei einer Erhöhung um 0,2 Beitragssatzpunkte müssen Beschäftigte mit Durchschnittseinkommen rund 492 Euro mehr pro Jahr zahlen, Gutverdiener an der Beitragsbemessungsgrenze sogar 528 Euro. Sollte der Beitragssatz um 0,6 Punkte steigen, erhöht sich die Belastung auf 794 Euro beziehungsweise 1.031 Euro pro Jahr.

Folgen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Die steigenden Sozialbeiträge treffen nicht nur die Versicherten, sondern auch die Unternehmen. Laut Ökonom Nicolas Ziebarth vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zählen steigende Sozialabgaben zu den größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Studien zufolge könnten pro Beitragssatzpunkt 50.000 bis 100.000 Arbeitsplätze weniger pro Jahr entstehen – mit negativen Folgen für Wachstum und Beschäftigung.

Hintergrund: Fehlende Reformen und wachsende Ausgaben

Im Koalitionsvertrag ist zwar das Ziel formuliert, die Ausgabendynamik in der GKV zu stoppen und die strukturelle Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schließen. Konkrete Maßnahmen lassen jedoch auf sich warten. In der Zwischenzeit wächst der Druck auf Beitragszahler und Unternehmen weiter – und die Warnungen vor einer Kostenlawine werden lauter.