Laut neuesten Erkenntnissen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist nach wie vor jede fünfte Krebserkrankung in Deutschland auf den Konsum von Tabak zurückzuführen. Diese Zahl könnte jedoch gravierend reduziert werden, wenn hierzulande drei wirksamkeitserprobte Tabakkontrollmaßnahmen eingeführt werden würden. So zeigen Modellrechnungen des DKFZ, dass bei einer konsequenten Umsetzung, in den nächsten dreißig Jahren eine Millionen Krebsfälle vermieden werden könnten.
DKFZ sieht Handlungsbedarf bei der Regierung
Aktuell konsumieren in Deutschland etwa 26,5 Prozent der Männer und circa 18,5 Prozent der Frauen täglich tabakhaltige Produkte. Jede fünfte Krebserkrankung lässt sich auf den Konsum von Tabak zurückführen. Zu viele beklagt das DKFZ und fordert verschärfte staatliche Maßnahmen zur Reduktion des allgemeinen Tabakkonsums.
Deutschland bildet Schlusslicht im europäischen Vergleich
Auch wenn die bisher erlassenen Verordnungen gegen Tabakwerbung hierzulande erste Erfolge zeigten, bildet Deutschland im europäischen Vergleich das Schlusslicht bei der Ergreifung von härteren Maßnahmen zur Kontrolle von Tabakkonsum. Zwar ist bereits ein messbarer Rückgang an Rauchern sichtbar, laut DKFZ bedürfe es aber weiterer Reglementierung, damit Menschen gar nicht erst zum Rauchen verleitet werden würden.
Modellrechnung gibt Erfolgsaussichten
Um herauszufinden, welchen Erfolg verschärfte Maßnahmen haben könnten, betrachtete das DKFZ in seinen Untersuchungen perspektivisch die nächsten 30 Jahre. Berechnungsgrundlage: Eine Erhöhung der Tabaksteuer von etwa zehn Prozent pro Jahr, härtere Tabakwerbeverbote sowie einheitliche Zigarettenpackungen. Weitere Anhaltspunkte für das Zukunftsmodell boten internationale Studienergebnisse.
Das Ergebnis: Bei Einführung und Einhaltung der verschärften Kontrollmaßnahmen könnte die Anzahl an Tabakkonsument bis 2050 deutlich reduziert werden. Demnach würden lediglich 9,7 Prozent der Männer zur Zigarette greifen, bei Frauen sinkt die Anzahl auf 6,7 Prozent. Damit einhergehend wäre ein deutlicher Rückgang an tabakbedingten Krebsfällen möglich. Dieser läge bei Männern bei circa 14 Prozent, bei Frauen bei ungefähr 12 Prozent. Insgesamt könnten so mehr als eine Millionen Krebsfälle verhindert werden.
UCT Mainz erforscht Möglichkeiten der Krebs-Immuntherapie
Lungenkrebs zählt zu einer der häufigsten Krebserkrankungen. Jeder vierte bösartige Tumor ist ein Lungenkarzinom – und 90 Prozent verursacht durch Tabakrauch. Neben klassischen Therapien wie einer Operation, einer Bestrahlung oder einer medikamentösen Behandlung, entwickeln Forscher permanent weitere alternative Verfahren zur Behandlung von Lungenkarzinomen. So gab es in den letzten Jahren erste Fortschritte im Bereich der Immuntherapie. Am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) in Mainz erforscht man seit vier Jahrzehnten die Krebsimmuntherapie.
Im Fokus steht dabei die Entwicklung kombinierter Modalitätsansätze zur Behandlung von Tumorerkrankungen. Tumorzellen können dem Immunsystem auf verschiedene Weise ausweichen. Diese Ausweichmechanismen sollen mithilfe der modernen Immuntherapie gezielt ausgeschaltet werden, sodass Krebszellen erkannt und von der körpereigen Immunabwehr angegriffen werden. Am UCT in Mainz erforscht man unter anderem verschiedene Kombinationsmöglichkeiten der Immuntherapie. Darunter der Einsatz von sogenannten Immun-Checkpiont-Hemmern oder Signaltransduktionshemmern.
Neue Erkenntnisse im Bereich der Darmkrebsforschung: Diabetes als Risikofaktor
Auch am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg werden unter anderem sämtliche Aspekte der Tumorimmunologie erforscht. Ausgehend von der Immundiagostik, über die Analyse von Immunevasionsmechanismen bis hin zur Entwicklung gezielter Behandlungsstrategien.
Zuletzt gewannen Forscher am NCT gemeinsam mit Kollegen vom Deutschen Krebsforschungszentrums neue Erkenntnisse im Bereich der Darmkrebsforschung. In Kooperation mit der Universität Lund werteten die Wissenschaftler rund 12,6 Millionen Daten aus. Ziel war es dabei, das Darmkrebsrisiko insbesondere im Alter unter 50 Jahren bei Diabetikern mit und ohne Darmkrebspatienten in der Familie zu bestimmen. Diabetes galt bislang nicht als Risikofaktor für eine frühe Darmkrebserkrankungen. Die Studie zeigte jedoch, dass Diabetiker ein vergleichbar hohes Darmkrebsrisiko haben wie Menschen, in deren Familien gehäuft Darmkrebs auftritt. Darüber hinaus bestünde bei Diabetikern ein höheres Risiko, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken.