Soll die Ausbreitung von SARS-CoV-2 verhindert werden, müssen die Menschen zuhause bleiben und in der Öffentlichkeit zwei Meter Abstand zueinander halten. Allerdings ist die soziale Distanz mit schlechten Auswirkungen auf die Psyche verbunden. Denn der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen. Daher ist es wichtig, die psychische Gesundheit in dieser Zeit nicht zu vernachlässigen.
Coronavirus als psychische Belastung
Das Coronavirus wird von der Bevölkerung nicht nur als Gefahr für die Gesundheit angesehen. Es stellt auch das alltägliche Leben der Menschen auf den Kopf. Denn mit den Ausgangssperren gehören Mannschaftssportarten, Restaurantbesuche und das Treffen von Freunden der Vergangenheit an. Auch ist es nicht mehr möglich, anderen Personen die Hände zu schütteln oder diese zur Begrüßung zu umarmen. In der sozialen Isolation verlässt ein Großteil der Bevölkerung kaum die eigenen vier Wände. Nur zum Einkaufen, Joggen oder für einen kurzen Spaziergang gehen die Menschen ins Freie. Die Angst vor dem Virus führt bei einigen Personen zu Dauerstress. Dies schlägt sich negativ auf die psychische Gesundheit nieder. Auch ist es nicht leicht, die Krise zu bewältigen, wenn die gegenseitige Fürsorge ausbleibt. Viele Menschen fühlen sich in der Zeit des “Social Distancing” regelrecht allein gelassen. Mit folgenden Tipps lässt sich die schwierige Zeit aber gut überbrücken:
1. Struktur im Alltag
Laut Psychologen ist es wichtig, Struktur in den Alltag zu bringen oder einen bereits bestehenden Tagesablauf beizubehalten. Denn: wenn sich das Leben stark verändert, ist Routine essenziell. Sie gibt den Menschen ein Gefühl von Sicherheit und ist damit für die psychische Gesundheit förderlich. Wer im Home Office arbeitet, sollte versuchen, trotzdem die gewohnten Bürozeiten beizubehalten. So fällt auch das Abschalten nach getaner Arbeit leichter. Für Kinder, die noch Zuhause lernen, kann ein strukturierter Tages- und Wochenplan ebenfalls hilfreich sein, um Arbeits- und Freizeitphasen einzuteilen.
2. Stimmung positiv beeinflussen
Wenn die gewohnten Strukturen und sozialen Kontakte im Alltag wegfallen, fühlen sich viele Menschen niedergeschlagen und antriebslos. Da scheinen die Couch und ein Serienmarathon sehr verlockend. Doch was zu Beginn noch entspannend sein kann, wirkt mit dem Andauern der Ausgangssperren bald zermürbend. Mithilfe von Spaziergängen oder auch Sport in den eigenen vier Wänden ist es möglich, die Stimmung zu heben und Stress abzubauen. Denn Bewegung verringert die Ausschüttung von Stresshormonen und kurbelt den Kreislauf an. Außerdem sollte der Fokus jetzt auf allem liegen, was uns gut tut: Gesunde Ernährung, regelmäßiger Schlaf und Aktivitäten, die Freude bereiten.
3. Der richtige Medienkonsum
Der stete Konsum von Medien und Nachrichten kann in einer Krise das Gefühl von Unsicherheit verstärken. Push-Nachrichten auf dem Handy können stressen – ebenso wie das minutiöse Verfolgen von Corona-Newsticker. Besser ist es, sich nur einmal am Tag zu einer bestimmten Zeit über den neuesten Stand zu informieren und dabei auf vertrauenswürdige Quellen, wie beispielsweise das Robert Koch-Institut, zu setzen. Denn besonders in sozialen Netzwerken werden oft Falschmeldungen verbreitet, deren Ursprung sich nur schwer zurückverfolgen lässt. Mit ein paar einfachen Tipps, wie dem Überprüfen des Autors und dem kritischen Hinterfragen der Argumentation, lassen sich so genannte Fake News erkennen.
4. Kontakt halten
Vor allem Personen, die sich alleine in Isolation befinden, sollten den Kontakt zu Freunden und Verwandten nicht vernachlässigen. Dazu ist vor allem Videotelefonie gut geeignet. Dank ihr, können sich Menschen bei Sprechen trotzdem ins Gesicht sehen. Der Austausch über Sorgen und Ängsten kann die Psyche enorm entlasten und das Isolationsgefühl verringern. Wer weniger technikbegeistert ist, kann gerne auf Briefe und Postkarten zurückgreifen: Beigelegte Fotos und handschriftliche Nachrichten helfen, das Social Distancing ein wenig sozialer zu gestalten.
5. Rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen
Werden negative Gefühle bis hin zur Depression in sozialer Isolation unerträglich, sollten Betroffene professionelle Hilfe suchen. Ärzte, Krankenhausambulanzen oder psychosoziale Dienste sind hier die richtigen Ansprechpartner. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie bauen auch psychiatrische und psychotherapeutische Anlaufstellen ihre Angebote für Beratungen übers Telefon oder Videosprechstunden stark aus.
6. Betroffene stärken
Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet. Laut dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit tritt allein in Deutschland innerhalb eines Jahres bei jedem dritten Erwachsenen eine psychische Erkrankung auf. Die Initiative klärt über die unterschiedlichen Krankheitsbilder wie ADHS, Demenz, Sucht und Zwänge auf und arbeitet mithilfe von bundesweiten Kampagnen und Aktionswochen gegen die Stigmatisierung Betroffener. Das ist besonders in Zeiten der Corona-Krise wichtig, um Betroffenen zu signalisieren, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind.